Was wir sind und machen

20 Jahre Arbeit für Menschen mit Adipositas

Das Adipositasnetzwerk Rheinland-Pfalz e.V. wurde 2003 als gemeinnütziger Verein auf Initiative der damaligen Landes-Gesundheitsministerin Malu Dreyer gegründet und bietet ein Forum für Fachleute und Betroffene.

Das ANW wird gefördert vom Gesundheitsministerium Rheinland-Pfalz. Gesundheitsminister Clemens Hoch ist Schirmherr seit 18. Mai 2021 als Minister für Wissenschaft und Gesundheit im Kabinett Dreyer III.

Das krankhafte Übergewicht ist aus fachlicher Sicht eine meist progrediente also fortschreitende chronischen Erkrankung, nicht nur „sichtbare Fettvermehrung“, sondern alle Organsysteme betreffend – mit seelischer und sozialer Belastung sowie Auswirkungen auf Lebensqualität, Aktivitäten und Teilhabe. –
Ein ungünstiges Nahrungs-Angebot und das Verschwinden von Bewegungsmöglichkeiten im Alltag mit Zunahme von digitaler Inaktivitäts-Freizeit werden dabei als zentrale „Antreiber“ gesehen – auch wenn die Zusammenhänge sehr komplex sind.

Die Weltgesundheitsorganisation spricht von der Pandemie des Übergewichts „globesity“ (weltweite Zunahme von Obesitas – im Deutschen Adipositas). In der Laienpresse findet sich die griffige Formulierung: Von Allem zu viel – Des Guten zu wenig.
Wer in einer psychosozialen Belastungs-Situation lebt ist eher betroffen als Menschen mit mehreren Ressourcen. Es ist also keine „Wohlstandskrankheit“. Der Beginn liegt oft schon im Vorschulalter. Für Menschen jenseits der Lebensmitte gilt, dass die Mehrheit der Deutschen betroffen sind. – „Es ist zunehmend keine Minderheit“ – ab der Lebensmitte ist die Mehrheit der Menschen in Deutschland unterschiedlich stark betroffen – durchaus auch ÄrztInnen, PsychologInnen, ErnährungsberaterInnen oder Kleider-VerkäuferInnen.

Im Adipositasnetzwerk Rheinland-Pfalz („ANW“) engagieren sich seit 2003 für die Situation der von dieser Erkrankung Betroffenen Institutionen und Persönlichkeiten, der Arbeit in der Gesundheitsprävention und Gesundheitsförderung: Aus öffentlichem Gesundheitsdienst, Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V., Landeszentrale für Gesundheitsförderung RLP, rheinland-pfälzische Ärztekammern, Gesetzlichen Krankenkassen, Kommunen, Ernährungsberatung, Bildungswesen, Psychologie, Sport und Bewegung, Handel für Sport- und Freizeitkleidung in Übergrößen, Ernährungsberatung und aus der ärztlich-medizinischen Versorgung und wissenschaftlichen Arbeitsfeldern – und mit etwas Verzögerung auch direkt mit Vertretung der Betroffenen.
Der aktuelle Vorstand ist Dr. Silke Basenach, Günther Bergs, Marion Rung-Friebe, Birgit Sattler und als Vorsitzender Dr. Johannes Oepen.

Eine Vernetzung der Aktivitäten des Adipositasnetzwerks besteht über Mitgliedschaft im Verein LeckerEntdecker e.V. – Schirmherrschaft des Landes-Wirtschaftsministeriums – und in der 2022 gegründeten „Diabetes-Allianz“, sowie fachlichen Austausch in Rheinland-Pfalz mit der Arbeitsgemeinschaft Diabetologie und Endokrinologie ADE. – Eine freundschaftliche Kooperation besteht mit dem 2005 gegründeten AdipositasNetz SAAR e.V. Auch mit der Selbsthilfe sind wir verbunden vor allem über den Adipositasverband Deutschland e.V. Mitglieder und Partner sind auch Firmen, die mit Ihren Produkten im Sinne eines „biopsychosozialen Modells“ für die Adipositas-Betroffenen wirksame Angebote haben.

In den Anfangsjahren stand im Vordergrund, verschiedene Professionen aus ärztlicher Arbeit, Bewegung und Sport, Ernährungsberatung überhaupt in einen Dialog zu bringen auf Basis des aktuellen fachlichen Wissens – dabei war Qualität der Ernährung ein besonderer Schwerpunkt. Es gab Öffentlichkeits-Aktionen, Workshops, Mitwirkung in Universitätsmedizin und Fachhochschule Mainz, bis hin zu Fachvorträgen auf den Mitgliederversammlungen. –

In den Aktionstagen in verschiedenen Kommunen von Rheinland-Pfalz war immer auch die Sicht der Betroffenen vorrangig auf Basis des Wissenstands auch zu gesundheitsfördernden Strukturen in der kommunalen regionalen und landesweiten Situation und die „Fallgruben im Alltag“. Die bis heute fortwirkende Stigmatisierung des „Dickseins“ und Zuschreibung als Life-Style Erkrankung wurde dabei kritisch diskutiert.

Für Gedanken der Prävention mit Ziel auf Lebensqualität und Teilhabe ist ein Projekt besonders hervorzuheben, das Dr. Gabriele von der Weiden aus dem schulärztlichen Dienst Mainz-Bingen entworfen und angeschoben hat: Das Angebot „Pausenspiele“ für ALLE Grund-Schülerinnen und Schüler Grundschulen läuft seit 10 Jahren, mit Ziel auf Lebensqualität und Teilhabe hinwirken soll. Gelungen war auch die Aktion aus dem schulärztlichen Dienst „1000 Schritte in die Schule“. Eine ideelle Unterstützung durch das ANW gab es für das Projekt einer Schulkantine für Alle- an einer Kreuznacher Schule (die leider nicht mehr weitergeführt wird) – sowie Freizeitaktionen für Sommerferien und Anderes mehr.

Die öffentliche Kommunikation war ein zentrales Anliegen: Das Bewusstsein darüber zu fördern mit Aktionen, und Presseinformationen zu den Zielen einer Unterstützung für die von dieser fortschreitenden chronischen Erkrankung Betroffenen, mit schwerwiegenden Folgen – somatisch und seelisch. Kompensation oder Adaptation heißt es in der Fach-Sprache bei ALLEN chronischen Erkrankungen. Mit der Erkrankung ein gutes Leben führen.

Alternativen zu unbeabsichtigt stigmatisierenden „Hilfegedanken“ wie eine rasche, drastische Gewichtsreduktion als (Schein-)Lösung werden aufgezeigt – im Sinne von DGE-Regeln und fachlichen Leitlinien, aber auch Aktivitäten der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, die mit Waltraud Fesser im Vorstand aktiv mitgewirkt hat: Eben keine zusätzlich stigmatisierenden „Beratungen“ zu rascher, drastischer Gewichtsreduktion als (Schein-)Lösung der Probleme, die oft auch noch abfällig „ungenügendem Selbstmanagement“ zugeschrieben wurden – oder noch werden? Medizinisch wird eine drastische Gewichtsreduktion heute sogar als bedenklich angesehen: Kein wirklicher Erfolg aber Entmutigung – sogar Entwicklung von Gallensteinen im somatischen Bereich sind dadurch möglich, so verschlechtert sich eher bei unglücklich Betroffenen die sowieso schon schwere Situation.

Eine positive zielorientierte Sicht zu Aktivität, Teilhabe und Lebensfreude wurde auch aus der Arbeit der Fachgesellschaften übernommen: Die Hilfen sollen ausgerichtet werden auf Verbesserung der Situation des Einzelnen! Dabei hat sich seit 2003 Einiges getan: Ernährungsempfehlungen wurden entideologisiert. Zusammenhänge mit anderen medizinischen Fragen vor allem Diabetes Typ 2 sind in den Fokus geraten. „Operationen“ wurden schonender und wirksamer, auch Medikamente sind nun verfügbar, die wirklich wirksam sind wie etwa im Darm wirksame sogenannte GLP1-Analoga, die anfangs eigentlich für „Alters-Diabetes“ entwickelt wurden. Das ermöglich auch eine ehrliche Diskussion zu Wirkungen und Nebenwirkungen. Die psychologische Einschätzung hat sich ebenfalls positiv geändert: Anerkennung der Leistung von Betroffenen, die von weiterer Unterstützung und Ermutigung in der Bewältigung der chronischen Krankheit profitieren.

Neben einmaligen und regelmäßigen Aktionen, Vorträgen und Workshops zum Thema Adipositas war uns auch in der Mitgliederversammlung die Situation Betroffener immer wieder ein Anliegen mit Vortrag von ExpertInnen zu Bewegung, Stigmatisierung oder auch „Dicksein als Gag-Garant in der Comedy – alles nichts Neues. Oder?“ Mit unseren Themen werfen wir so einen Blick über den medizinisch-fachspezifischen Horizont hinaus.

Weitere Aktionen wurden außerhalb vom Setting Schule beispielsweise zu „Aktiven Kinderfreizeiten“ vom ANW begleitet und eine Dokumentation ‚Salinental‘ dazu erstellt. –Vielleicht könnte es als Leuchtturmprojekt Multiplikatoren helfen und auf den Wert von Aktiven Kinderfreizeiten aufmerksam machen. Weiterhin möchten wir konzeptuell arbeiten, z.B. mit Formulierung niedrigschwelliger Tipps ‚Gesunde Ernährung‘.

Die Einschränkungen während der Corona-Pandemie haben uns Vieles 2020 -2022 nicht so tun lassen, wie angestrebt. Aber das kommt nun langsam wieder in Schwung.
„Pausenspiele“ 2023 werden wir auch dieses Konzept, das mit seinen vielseitigen, barrierefreien Freizeitspielen für mehr Bewegung im Schulalltag sorgt, weiterentwickeln und mit passenden, von uns erarbeiteten Materialien im Corporate Design ausstatten.

2021 wurde ein Expertenkreis zusammen gegründet, der mit Vertretern von Leistungsträgern der GKV, ärztlich und psychologisch erfahrene Menschen mit kommunalen Vertretern und aus der Gesundheitswirtschaft konkrete Schritte vorbereitet. Jeder trägt mit eigenen Mitteln zu dem Fortschritt in Aktionen bei.
2022 hat sich der Kreis konsolidiert und kann sich nun öffnen für weitere Experten aus allen Versorgungsbereichen, sowohl aus der Mitgliedschaft des ANW oder auch direkt aus der täglichen Arbeit – auf Basis des heutigen Wissens betätigen.– Wir werden weiter berichten.

Die „Gesundheitspolitische Adipositas-Expert*innenrunde“ in Rheinland-Pfalz plant Aktionen, die allgemeinverständlich aktuelle Informationen und Ermutigung zum guten Umgang mit dieser Krankheit fördern sollen – „Gut Leben mit Übergewicht“. 

Unsere aktuellen Aktionen sind nicht nur ausgerichtet auf den „Start eines DMP Adipositas“ der nun für August 2023 angekündigt ist, sondern vor Allem mit dem Ziel den Blick und die Bedarfe der Betroffenen in Behandlung und Prävention stärker in das Bewusstsein der allgemeinen und fachlichen Öffentlichkeit zu bringen. Dafür bewährt sich die Unterstützung von Kooperationspartnern der GKV, der Gesundheitswirtschaft, medizinischen Teams und Fach-Gesellschaften:
Start war am Welt-Adipositastag 4.März 2022 im Gemeinschaftsklinikum Koblenz: Der Schirmherr Gesundheits-Minister Clemens Hoch eröffnete die kooperations-orientierte regionale Tagung „Multimodale Ansätze der Adipositastherapie in Rheinland-Pfalz – Wird zu viel gefordert oder zu wenig umgesetzt?“. Ein gelungener Auftakt.
Gemeinsam mit dem AdipositasNetz SAAR e.V. und Partnern konnten wir 2022 einladen zu „Adipositas-Versorgung in der hausärztlichen Praxis“ in Mainz -mit sehr guter Resonanz in Teilnahme und Rückmeldung. Wir setzen das nun fort zum 25.2.2023 in Kaiserslautern und 24.6.2023 in Mainz. Auch dazu werden wir berichten.

Es tut sich also viel – und gibt viel zu tun: Alle, die aktiv mitwirken möchten, sind für 2023 als Mitglieder eingeladen sich auf Basis dieser Entwicklung zu beteiligen und aber auch Jede(r) Handelnde, der sich engagieren möchte, ist eingeladen, diese Botschaften in Reinland-Pfalz, und im Sinne einer regionalen Verbundenheit im Saarland und Nachbarregionen bekannter und damit wirksamer zu machen.

Auf ein gutes neues und in dem Sinne erfolgreiches neues Jahr 2023

Dr. med. Johannes Oepen
Adipositasnetzwerk Rheinland-Pfalz e.V.
Vorsitzender

Tel.: 0671-8355101
Fax 0671-8355141
Mobil 0176-82113035
E-Mail johannes_oepen@gmx.de

Geschäftsstelle Adipositasnetzwerk RPL e.V.
c/o Gesundheitsamt Mainz-Bingen
Isaac-Fulda-Allee 2d
55124 Mainz
E-Mail info@adipositas-rlp.de

Weiterführende Links:

Adipositas-Netzwerk SAAR e.V.
Adipositas-Netzwerk SAAR e. V. (adipositas-saarland.de)

Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas
Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse der Studie GEDA 2019/2020-EHIS (rki.de)

Übersicht des RKI zu vielen Themen „rund um Adipositas“
https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/A/Adipositas/Adipositas_node.html

Medizinische Leitlinien in der Übersicht
Leitlinien – Adipositas Gesellschaft (adipositas-gesellschaft.de)

Die „Patientenleitlinie zur Diagnose und Behandlung der Adipositas“ :
https://www.adipositas-gesellschaft.de/fileadmin/PDF/Leitlinien/Patientenleitlinie_Adipositas.pdf

Selbsthilfe:
Deutsche Adipositas-Allianz
Deutsche Adipositas Allianz – gemeinsam gegen Adipositas (adipositas-allianz.de)

10 Regeln der DGE
10 Regeln der DGE – DGE

Gewicht im Griff – Ratgeber der Verbraucherzentrale
Gewicht im Griff – Verbraucherzentrale (ratgeber-verbraucherzentrale.de)

Ernährung-Tipps der Verbraucherzentrale
Gesund ernähren | Verbraucherzentrale.de