Eines der häufigsten Klischees über dicke und mehrgewichtige Menschen ist, sie seien ungesund in ihrem Verhalten. Dicke Menschen würden zu viel essen, sich zu wenig bewegen und ungesund ernähren – sie seien faul, undiszipliniert und weniger erfolgreich. All das sind Stigmata, also negative Zuschreibungen zu Menschen einer bestimmten Gruppe, die beispielsweise durch Medien und Erziehung reproduziert werden. Auch Ärzt:innen sind oft nicht frei von solchen Vorurteilen.

Gesundheit und Krankheit wird oft als „Entweder-Oder“ (binär) betrachtet. Wer nicht gesund ist, ist krank. Wer krank ist, ist nicht gesund. Und wer mehrgewichtig ist, muss demnach krank sein – so einfach ist es allerdings nicht. Körperliche und psychische Gesundheit ist niemals binär, eben nicht schwarz-weiß – sondern besteht aus vielen Zwischentönen.

„Dick und krank“ – „schlank und gesund“?
Besuche bei Ärzt:innen werden von mehrgewichtigen Betroffenen wegen solcher Vorurteile oft als diskriminierend und demütigend erlebt und beschrieben. Immer gehe es um das Gewicht – egal um welche Symptome es sich handele, schreiben sie, zum Beispiel in Foren und Gruppen. Der aktivistische Instagram-Kanal @wenigstenseinhuebschesgesicht sammelt solche Erfahrungen und will damit einerseits genau solche Erfahrungen sichtbar machen, anderseits schlanke Personen sensibilisieren und aufklären.

Privileg des Schlank-seins
Dabei gibt es längst Befunde, die zeigen, dass Menschen mit Übergewicht gesünder als dünne Menschen sein können. „Ab dem Jahr 2000 mehrten sich Daten, die jenen die längste Lebenserwartung bescheinigten, die ein mittleres Übergewicht aufwiesen. In zahlreichen Ländern und auf der Basis von weiteren Studien bestätigte sich die Beobachtung: Wer als Erwachsener einen Body Mass Index (BMI) von 27, 28, 29kg/m² auf die Waage bringt, ist seltener krank und hat eben durchaus gute Aussichten, etwas später zu sterben als seine dürren Altersgenossen“, schreibt beispielsweise Werner Bartens von der Süddeutschen Zeitung in seiner Reportage „Fett ist unser Freund, wir brauchen es“ und zitiert damit im Titel Philipp Scherer von der University of Texas. Scherer sagt dem Fachblatt „Science“: „Ohne Fettgewebe sind wir schlecht dran.“

Bewegung als Schlüssel zu Gesundheit
Also: Bewegung ist ein wichtiger Schlüssel! Nicht Hungern oder es mit wenig(er) Essen aushalten, Diäten oder Coachings – und auch die psychische Gesundheit leidet vor allem an Stigma (durch andere oder Selbst-Stigmatisierung), nicht unbedingt am Übergewicht.

Weiterführende Links:

https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/medizin-formfrage-1.3100117

https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/adipositas-psychologie-kritik-selbsthilfe-1.5330534?reduced=true.

https://www.sueddeutsche.de/thema/Übergewicht 

https://www.sueddeutsche.de/wissen/uebergewicht-dicke-gesundheit-1.5427782?reduced=true

https://www.sueddeutsche.de/wissen/uebergewicht-dicke-gesundheit-1.5427782