Die anhaltenden Maßgaben, mindestens 1.5 Meter Abstand zu anderen Menschen zu halten, keine Veranstaltungen besuchen zu können, wenn möglich, von zu Hause aus zu arbeiten und (mittlerweile) nur begrenzt Menschen aus einem anderen Haushalt zu treffen, kurz gesagt „Selbst-Isolation“ zu üben, lösen in vielen Menschen negative Gefühle aus. Genau wie die Angst vor der Krankheit selbst, Sorgen um die berufliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft. Auch belastende Mehrarbeit sorgt für psychischen Stress.

Wie gehen wir mit dieser plötzlichen Krise um? Wie wirkt sich die #StayHome-Phase auf unseren Körper und unsere Psyche aus? Und wie steht es um Menschen, die in Stress- und Frustrationssituationen als Coping-Strategie schnell(er) zu Schokolade, Chips und Co. greifen? Mit diesen Fragen wollen wir uns gemeinsam mit Ihnen befassen.

Social Distancing und Isolation

Soziale Isolation ist durch Corona zum gesamtgesellschaftlichen Thema geworden. „Social Distancing“ ist allerdings ein Schlagwort, das schnell missverstanden werden kann: Nicht soziale Distanz, sondern physische Distanz ist gemeint. Abstand halten! – so schwer das auch fällt – ist das Gebot der Krise. Aber der Kontakt mit anderen Menschen erfüllt uns, die Berührung anderer gibt Halt und „tut uns einfach gut“. Denn wenn es uns schlecht geht, wir psychisch angeschlagen sind oder auch wenn wir uns sehr freuen und jemanden in die Arme schließen wollen, hilft uns der Kontakt und die Berührungen mit und von anderen. Nun heißt es aber: Abstand wahren. Wir können nicht mehr zu Freunden oder Freundinnen fahren, Geburtstagsfeiern werden abgesagt und Treffen oder zufällige Begegnungen mit Bekannten bleiben aus.

Was können wir also in der jetzigen Situation tun? Ein erster wichtiger Schritt ist, soziale Kontakte via Videochat, Telefon und Mails zu intensivieren bzw. zu erhalten. Das ist wichtig, um positiv zu bleiben! Versuchen Sie, die digitalen Kommunikationswege zu nutzen und soziale Interaktionen weiterhin zuzulassen. Das Sprechen und Zuhören ist dabei dem Chatten vorzuziehen, denn der direkte Austausch ist um einiges schneller und meistens mit weniger Missverständnissen verbunden.

Isolation meint die Absonderung, Getrennthaltung oder Abspaltung einer Person, einer Gruppe oder einer Sache von etwas anderem, speziell von ihrer Umgebung. Also etwa die Abgrenzung einer Persone oder einer ganzen – wie auch immer definierten – Gruppe vom sozialen Umfeld bzw. von der Gesellschaft, in der sie sich aufhält. Weiterhin kann der Begriff räumlich verstanden werden und die Abgeschnittenheit eines Gebiets oder Landes beschreiben, etwa von natürlichen Einflüssen, vom Handel, der Kommunikation mit anderen Gebieten (vgl. Duden 2020; Robert Koch-Institut 2020).

Essen und Alkohol als Trost?

Dennoch kann es passieren, dass andere Lösungen einfacher erscheinen – ein Glas Wein oder noch ein Käse-Brot zur Entspannung? Sich etwas leckeres, salziges, süßes oder fettiges „gönnen“? Lieber auf dem Sofa liegen und Musik hören, statt einmal um den Block oder in der Natur zu spazieren? All das sind Szenen, in die sich wohl jede*r von uns hineinversetzen kann. Ich spreche aus eigener Erfahrung: Ja, es gab schon solche Momente! Und es gab sie in der jetzigen Krise häufiger. Essen und Alkohol aber als alleinigen Entspannungsbringer einzusetzen, ist jedoch fatal. Kein noch so lecker belegtes Brot, keine noch so lecker duftende Pasta und kein Stück Schokolade ersetzen ein gutes Gespräch am Telefon, einen Spaziergang im Freien mit einer weiteren Person oder einen Video-Call mit der Familie. Sich aufzurappeln, kann schwer erscheinen. Aber es lohnt sich – denn beim Spazieren in der Natur und im Austausch mit anderen, können wir Stress abbauen.

Struktur, Routine und Chance

Wichtig ist derzeit, den Alltag zu strukturieren. Routine und Struktur geben uns Orientierung, wenn die Welt um uns herum unsicher und wankend erscheint. Nutzen Sie Alternativen! Der wöchentliche Yoga-Kurs fällt aus? Trainieren Sie mit Home-Workout-Videos! Auch wenn es erst einmal komisch sein mag, vor dem heimischen Laptop zu tanzen, zu turnen oder Kraftübungen zu machen – die momentane Krise kann eine Chance sein, neue (digitale) sportliche Wege zu gehen. Ihre sozialen Kontakte sollte Sie auf keinen Fall einschlafen lassen. Ihre Freunde, Freundinnen und Ihre Familie freut sich auf einen Anruf, Videochat oder auch ganz klassisch einen Brief. Testen Sie aus, was Ihnen Spaß und Freude bereitet.

Kommen Sie (weiterhin) gut durch die Krise und bleiben Sie gesund!


Bildbeschreibung:
Eine dunkelhaarige Frau, ca. 25 Jahre alt, sitzt in einer hellen, rosanen Bluse auf einer grauen, modernen Couch. Ihre Fingernägel sind lila lackiert, sie hält die Hände zusammen. Ihr Blick ist auf ein Fenster gerichtet, man sieht sie im Profil. Sie schaut leicht nachdenklich, melancholisch zur Seite. Ihre Haare sind glatt und gepflegt, ihre Lippen geschminkt. Vermutlich denkt sie über die Zukunft nach, ein andeutungsweise leichtes Lächeln umspielt ihre Lippen.

Weiterführende Links:
Ein Interview mit Ulrich Stangier, dem Abteilungsleiter der Klinischen Psychologie und Psychotherapie an der Frankfurter Goethe-Universität, zu diesem Thema lesen Sie hier.
https://www.fr.de/frankfurt/coronavirus-sorgentelefon-soziale-isolation-verursacht-viel-stress-zr-13645961.html

Isolation kann krank machen (WELT):
https://www.welt.de/politik/ausland/article163088794/Isolationshaft-kann-krank-machen.html

Alle Informationen zum Coronavirus vom Robert Koch-Institut:
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html